Der saisonale Fellwechsel beim Pferd

Nicht alle Pferde durchlaufen den Fellwechsel problemlos. Manche Pferde benötigen viel Zeit, bis sie ihr Fell vollständig durchgewechselt haben oder wechseln es erst sehr spät.
Doch wie läuft der Fellwechsel beim Pferd überhaupt ab? Und wie kann man sein Pferd während dieser Zeit, insbesondere bei Problemen mit dem Fellwechsel, sinnvoll unterstützen?

Der natürliche Ablauf des Fellwechsels

Das Fell des Pferdes wird in Langhaar und Deckhaar unterteilt. Das Langhaar besteht aus Schopf, Mähne und Schweif. Bei einigen Rassen wird auch der Kötenbehang dazu gezählt. Neben Langhaar und Deckhaar befinden sich um Maul und Augen sogenannte Tasthaare. Das Deckhaar der Pferde bildet eine isolierende Luftschicht und nützt dem Pferd als Kälteschutz. Da es aber auch einen Teil der Wärmestrahlung reflektieren kann, dient es bei warmen Temperaturen zudem als Wärmeschutz. Bei heißen Außentemperaturen im Sommer erschwert jedoch ein zu dickes Fell die Wärmeabgabe.

Um sich den klimatischen Gegebenheiten anzupassen, unterliegt das Deckhaar der Pferde zweimal im Jahr dem Fellwechsel - im Herbst und im Frühjahr. So dient das dichte Winterfell den Pferden während der kalten Jahreszeit als Isolation vor Kälte und wirkt Energieverlusten entgegen. Denn neben dem Klima ändert sich in unseren Breitengraden auch die Vegetation und somit die Verfügbarkeit von Nahrung.

Während des Fellwechsels ändern sich Länge und Dichte des Fells jedoch nur langsam. Für eine schnelle Anpassung an Temperaturänderungen kann das Fell aufgestellt werden (Pilomotorik), wodurch die Luftschicht zwischen den Haaren dicker wird und somit besser isoliert.

Wie wird der Fellwechsel gesteuert?

Der Fellwechsel unterliegt einem hormonellen Einfluss, der über die jahreszeitliche Änderung der Tageslichtlänge gesteuert wird. Das Hormon Prolaktin ist an der Anpassung des Körpers an die Jahreszeiten beteiligt und reguliert den Fellwechsel. Prolaktin ist genauer genommen für die Regulation des Haarfollikelzyklus verantwortlich. Die Freisetzung von Prolaktin wiederum wird von dem Hormon Melatonin verhindert. Ein verstärkter Lichteinfall, wie es im Frühjahr der Fall ist, verringert die Melatonin-Produktion, was wiederum zu einer vermehrten Freisetzung von Prolaktin führt. Kürzere Tage während der kalten Jahreszeit und eine damit verbundene gesteigerte Melatonin- und verringerte Prolaktin-Produktion stehen bei vielen Tierarten, so auch beim Pferd, in Verbindung mit dem Winterfellwachstum. Neben der Tageslichtlänge löst aber auch die Veränderung der Temperatur physiologische Änderungen bei Tieren aus. So konnte festgestellt werden, dass Lichteinfall und Temperatur zu saisonalen Anpassungen des Haarkleides beim Pferd führen.

Im Herbst wird das Deckhaar länger. Der eigentliche Fellwechsel, bei dem das Deckhaar erneuert wird, findet jedoch im Frühling statt. Das Sommerfell ist nicht nur dünner, sondern hat meistens auch einen helleren Farbton. Da die Erneuerung des Deckhaars für das Pferd eine deutlich größere Leistung des Stoffwechsels darstellt, treten während dieser Zeit Mangelerscheinungen häufiger auf.

 

Hat eine mangelnde Nährstoffversorgung des Pferdes Auswirkungen auf den Fellwechsel?

Das Erscheinungsbild des Fellkleides spiegelt grundsätzlich den Gesundheits- und Pflegezustand des Pferdes wider. Auch der Ernährungszustand des jeweiligen Tieres hat hierauf einen Einfluss.

Das Fell des Pferdes sollte normalerweise glatt, glänzend und anliegend sein, sofern es sich nicht im Fellwechsel befindet. Bei manchen Rassen kann das Winterfell eine rauere Struktur aufweisen.
Mangelernährung kann auch beim Pferd zu Haut- bzw. Haarveränderungen führen. Ein Mangel an Eiweiß bzw. insbesondere an den Aminosäuren Methionin, Tryptophan und Lysin kann zu einem trocknen und rauen Haarkleid, brüchigem Haar sowie zu einer Hyperkeratose (= eine Verdickung der äußersten Hautschicht) führen. So ein Mangel kann durch einseitige, eiweißarme Fütterung entstehen. Aber auch bei erhöhtem Eiweißbedarf, wie er während der Laktation, des Wachstums oder des Fellwechsels vorhanden ist, kann es zu einem Defizit kommen. Mit Hilfe einer Blutuntersuchung kann herausgefunden werden, ob ein Pferd an einem Eiweißmangel leidet. Dies gibt aber nur Aufschluss über einen möglichen Eiweißmangel. Auch eine ausreichende Versorgung mit den essenziellen Aminosäuren sollte jederzeit gewährleistet sein. Mit Hilfe einer rechnerischen Rationskontrolle, kann schnell überprüft werden, ob die Fütterung auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist.

Eine Unterversorgung mit Zink und/oder Vitamin A bzw. ß-Karotin kann zu Haarausfall oder verminderten Haarwachstum führen. Auch hier kann eine Blutuntersuchung sowie eine Rationskontrolle Aufschluss über einen möglichen Mangel geben.
Auch eine unzureichende Versorgung an Biotin (Vitamin H) kann zu einem veränderten Haarkleid führen. Biotin wird normalerweise von der gesunden Darmflora in ausreichender Menge produziert. Ist diese mikrobielle Flora gestört, kann die Biotin-Produktion verringert sein. Die daraus resultierende Unterversorgung kann Fruchtbarkeits- und Wachstumsstörungen, aber auch brüchiges und weiches Hufhorn sowie trockene Haut und brüchiges Fell zur Folge haben. Durch die enterale Synthese (= Herstellung im Darm) von Biotin sowie von B-Vitaminen der Mikroorganismen in der Darmflora ist aber normalerweise eine ausreichende Versorgung sichergestellt.

Ein Mangel an ungesättigten Fettsäuren in der Fütterung kann unter Umständen zu Haut- und Fellveränderungen führen. Das zeigt sich beispielsweise durch raues und trockenes Fell, Hautverdickungen und Haarausfall sowie rissige Haut. Hier kann eine diagnostische Fütterung mit einem hochwertigen Öl, das reich an ungesättigten Fettsäuren ist, hilfreich sein.
Bestehen Probleme mit dem Fellwechsel, sollte neben der bereits erwähnten Blutuntersuchung auch die gesamte Futterration überprüft werden, da es Interaktionen zwischen den einzelnen Spurenelementen gibt. So kann eine vermehrte Aufnahme eines Spurenelementes beispielsweise die Aufnahme eines anderen Spurenelementes beeinflussen.

Erkrankungen und deren Auswirkungen auf den Fellwechsel

Bei Veränderungen der Fellqualität und Problemen beim Fellwechsel sollten neben möglicher Mangelernährung auch andere Ursachen in Betracht gezogen werden. So können beispielweise auch ein Befall mit Dermatophyten („Hautpilz“), Milben- oder Haarlingsbefall sowie Allergien zu einem struppigen Fell und Haarausfall führen. Aber auch ein Wurmbefall wie ein Befall mit Pfriemenschwänzen verursacht Juckreiz und kann dazu führen, dass sich das betroffene Pferd im Bereich der Schweifrübe aufscheuert.
Liegen Veränderungen in der Zahl, Zusammensetzung, Lokalisation und Aktivität der Mikroorganismen im Darm des Pferdes vor (Dysbiose), kann dies neben gesundheitlichen Problemen auch zu einer verringerten Eigensyntheseleistung der Darmbakterien an B-Vitaminen und Biotin führen und dadurch auch Auswirkungen auf die Fellqualität haben.

Auch Pituitary Pars intermedia Dysfunction (PPID, früher Equines-Cushing Syndrom) kann zu einem verzögerten Fellwechsel führen. Hierbei handelt es sich um eine Funktionsstörung (Dysfunktion) der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), was zu einer erhöhten Produktion von ACTH und somit einer gesteigerten Kortisolproduktion führt. Betroffene Pferde weisen typischerweise einen verzögerten Fellwechsel und unnatürlich langes und welliges Fell, sogenannte Hypertrichie, auf. Daneben können auch noch weitere Symptome wie Muskelschwund, Fettumverteilung und chronisch rezidivierende Hufrehe sowie Leistungsschwäche oder erhöhte Infektanfälligkeit auftreten.

Auch eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) kann in manchen Fällen die Ursache für einen verzögerten Fellwechsel bei erwachsenen Pferden sein. Eine Hypothyreose tritt bei ausgewachsenen Pferden jedoch sehr selten auf.

Ebenfalls können andere chronische Erkrankungen zu einem schlechten Erscheinungsbild der betroffenen Pferde führen, was sich auch in der Qualität des Fells zeigen sowie zu einem verzögerten Fellwechsel führen kann. Im Zweifelsfall sollte hierzu immer ein/e Tierarzt/Tierärztin zur Abklärung möglicher Ursachen hinzugezogen werden.

Agrobs Mineralfutter für eine bedarfsgerechte Basisversorgung an Mineralstoffen und Spurenelementen

Agrobs Pur-Linie zum Ausgleich eines Mangels oder bei erhöhtem Bedarf
  • Agrobs Zink pur – rein organisch gebundenes Zink
  • Agrobs Spurenelemente pur – hochverfügbare Spurenelemente, ideal als Booster bei erhöhtem Bedarf
  • Agrobs Amino pur – für die Versorgung mit essenziellen Aminosäuren als Kur oder für die dauerhafte Fütterung geeignet
  • Agrobs Omega3 pur – reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren
  • Agrobs Gipfelstürmer Mineral – optimale Nährstoffversorgung in Kombination mit essenziellen Aminosäuren und Carnitin bei erhöhtem Bedarf, ideal für Sportpferde oder bei Rekonvaleszenz
Bei fütterungsbedingten Problemen mit dem Fellwechsel beraten wir Sie gerne individuell.
 
Dr. med. vet. Katharina Martin
Dezember 2022 ©AGROBS GmbH
 
Quellen:
  • Coenen M, Vervuert I, Hrsg. Pferdefütterung. 6., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2019. Gehlen H, Hrsg. Differenzialdiagnosen Innere Medizin beim Pferd. 1. Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2017.
  • v. Engelhardt, Breves, Physiologie der Haustiere. 2. Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2000.
  • Baumgartner. Klinische Propädeutik der Haus- und Heimtiere. 8. Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2014
  • Dietz O., Huskamp B.: Handbuch Pferdekrankheiten. Enke Verlag Stuttgart, 2006
  • O'Brien C, Darcy-Dunne MR, Murphy BA.: The effects of extended photoperiod and warmth on hair growth in ponies and horses at different times of year. PLoS One. 2020
  • Fitzgerald BP, Davison LA, McManus CJ. Evidence for a seasonal variation in the ability of exogenous melatonin to suppress prolactin secretion in the mare. Domest Anim Endocrinol. 2000;
  • Rose J, Stormshak F, Oldfield J, Adair J. The effects of photoperiod and melatonin on serum prolactin levels of mink during the autumn molt. J Pineal Res. 1985
  • Schmidt K, Deichsel K, Arruda de Oliviera R, Aurich J, Ille N, Aurich C. Effects of environmental temperature and season on hair coat characteristics, physiologic and reproductive parameters in Shetland pony stallions. Theriogenology 2017
  • Aumer F., May A., Schmitz R., Gehlen H.: Schilddrüsenerkrankungen beim Pferd. Pferdeheilkunde 27 (2011) 6 (November/Dezember) 578-584