Fütterung von alten Pferden

Dass der wichtigste Bestandteil der Pferdefütterung hochwertiges Raufutter ist, ist fast jedem Pferdebesitzer bewusst. Aber manchmal stellt diese simple Tatsache so manchen Pferdehalter vor eine Herausforderung: nämlich dann, wenn Pferde älter werden.
 

Die Basis: Raufutter

Heu als Basis für alle Pferde

Die allgemeine Empfehlung sieht eine Raufuttermenge von 1,5 – 2 kg Heu je 100 kg Körpergewicht vor. Diesen Bedarf hat natürlich auch der Pferde-Senior. Aber gerade mit fortschreitendem Alter können mangelnde Zahnsubstanz und fehlende Backenzähne die Heuaufnahme deutlich erschweren. Dann wird die Fütterung von Heuersatzprodukten wie beispielsweise Wiesencobs® oder Wiesenflakes® immer wichtiger oder sogar unerlässlich. So kann es auch notwendig werden, dass irgendwann die gesamte Heuration durch Heuersatzprodukte ersetzt werden muss, um das Pferd noch mit ausreichend Strukturfutter zu versorgen. Hier kann dann auch eine Fütterung von 6-10 kg Heucobs täglich notwendig sein.

Aber nicht nur die mangelnde mechanische Zerkleinerung von Futterbestandteilen, sondern auch die unter Umständen veränderte Resorptionsfähigkeit und Synthese von Nährstoffen im Darm kann im Alter zu einer reduzierten Nährstoffversorgung beitragen. In jungen Jahren ist der Organismus eines gesunden Pferdes in der Lage Nährstoffe wie beispielsweise B-Vitamine im Darm, aber auch Vitamin C in der Leber selbst zu synthetisieren. Wenn diese Mechanismen im Alter nicht mehr so effizient funktionieren, wird die Fütterung eines Mineralfutters umso wichtiger. Hier sollte dann vor allem auf Produkte zurückgegriffen werden, deren Inhaltsstoffe für den Körper leicht verfügbar sind und somit eine effektive Versorgung gewährleisten. Zudem sollte außerdem darauf geachtet werden, dass die Mineralfutter eine sinnvolle Zusammensetzung aufweisen, damit es nicht zu einer Unterversorgung einzelner Nährstoffe kommt. Eine Option wäre hier beispielsweise das Seniormineral.
 

Doch woran erkennt man nun, dass das eigene Pferd eventuell schon eine veränderte Fütterung benötigt?

Wichtig ist hier natürlich die regelmäßige Zahnkontrolle. Mindestens zweimal jährlich, bei Bedarf aber auch öfter, sollte der Tierarzt die Zähne kontrollieren, um Kanten zu glätten oder auch ‘Wackelkandidaten‘ zu entfernen, die beim Fressen Schmerzen verursachen. Ein typisches Bild für Pferde mit Zahnproblemen stellen auch die Heuwickel dar, die sehr deutlich signalisieren, dass das Pferd das angebotene Heu nicht mehr ausreichend zerkleinern kann. Aber auch das aufmerksame Beobachten des Pferdes beim Fressen kann einem Aufschluss darüber geben, wann der nächste Zahnarztbesuch notwendig wird. Ungenügend zerkleinerte Heurationen, die in den Magen-Darm-Trakt gelangen, können dabei nicht nur zu einer reduzierten Energieaufnahme, sondern durchaus auch zu einer Verstopfungskolik (Obstipation) führen. In Kombination mit einer häufig beim älteren Pferd vorkommenden reduzierten Wasseraufnahme entstehen so schnell lebensbedrohliche Situationen. All diese Aspekte machen die regelmäßige Zahnkontrolle und eine frühzeitig veränderte Fütterung für den Senior essentiell. Auf diese Weise kann auch einem übermäßigen Substanzverlust im Alter entgegengewirkt werden.

Altes Pferd mit Morbus CushingAber nicht nur die Zähne bereiten dem ein oder anderen Rentner-Pferd Probleme. Auch Stoffwechselfunktionen verändern sich und so treten Erkrankungen wie Morbus Cushing mit zunehmendem Alter häufiger auf. Neben einer durch den Tierarzt begleiteten medikamentösen Therapie, sowie einer stärke- und zuckerreduzierten Fütterung, ist es häufig auch notwendig einem Substanzverlust entgegenzuwirken. Eine Verbindung aus Wiesencobs® oder Wiesenflakes® und AlpenGrün Pellet kann dann beispielsweise eine gute Lösung darstellen. So ist auf der einen Seite die Versorgung mit ausreichend Rohfaser gewährleistet, zum anderen werden aber auch Proteine zur Verfügung gestellt, die helfen Muskulatur zu erhalten.
 

Muskulatur und Gelenke beweglich halten

Um den Muskelstoffwechsel zu unterstützen eignen sich zudem auch proteinreichere Futtermittel, wie beispielsweise die Myo Protein Flakes, sehr gut. In Kombination mit einer für den Pferde-Senior angepassten Bewegung kann so auch mit höherem Alter noch etwas für den Muskelerhalt getan werden. Moderate Bewegung wirkt sich zudem nicht nur auf die Muskulatur, sondern auch auf die Gesundheit der Gelenke positiv aus. Gerade wenn im Alter das ein oder andere Gelenk auf Grund von Arthrosen zwickt, hilft Bewegung die Versorgung des Gelenkknorpels zu verbessern und Gelenke damit beweglich zu halten. Darüber hinaus können aber auch Zusatzfuttermittel wie beispielsweise Glykosaminoglykane eingesetzt werden, um die Ernährung des Knorpels zu unterstützen. Auch die kurweise Fütterung von Teufelskralle oder Ingwer kann helfen Entzündungen und Schmerzen der Gelenke zu lindern. Hier sollte jedoch immer darauf geachtet werden, dass Pausen in der Fütterung eingelegt werden, um den Magen zu schonen.

Wenn wir also als Pferdebesitzer diese Aspekte berücksichtigen und entsprechend reagieren, können unsere Pferde-Senioren Ihren wohlverdienten Ruhestand genießen und noch viele schöne Jahre verbringen.
 
Weitere Tipps:
  • alte Pferde sollten mehrere kleine Futtermahlzeiten über den Tag verteilt bekommen und immer ausreichend Zeit zum Fressen erhalten
  • achten Sie immer auf ausreichend Wasser, alte Pferde trinken oft zu wenig
  • ausreichend Bewegung ist wichtig für einen dauerhaft gesunden Bewegungsapparat und damit auch für ein langes Pferdeleben
  • bei Herz- und Kreislaufbeschwerden kann die Gabe von Weißdornblättern oder den Bergsiegelkräutern für die Gesundheit stärkend wirken
 
Dr. Elena Feltl, Tierärztin
Februar 2020, © AGROBS GmbH