Kotwasser beim Pferd

Kotwasser ist ein Phänomen, das viele Pferde regelmäßig oder sogar dauerhaft betrifft. Pferdebesitzer stellt die Beobachtung häufig vor Rätsel: Das Pferd setzt zwar normal geformte Äpfel ab, zusätzlich scheidet es jedoch freies Wasser aus. Woher kommt das für Mensch und Tier unangenehme Problem und wie lässt es sich im Einzelfall lösen? 
 

Der Dickdarm des Pferdes: Nicht nur Gärkammer, sondern auch Wasserspeicher 

Das Pferd ist ein sogenannter Dickdarmverdauer. Es gewinnt Energie primär mithilfe seiner Darmflora im Dickdarm. Die dort angesiedelten Bakterien können aus pflanzlicher Rohfaser Fettsäuren herstellen. Diese Energieträger gelangen dann über die Darmwand ins Blut des Pferdes. Hier sorgen sie für einen konstanten Blutzuckerspiegel – die natürlichste und gesündeste Form der Energiegewinnung für das Pferd. 

Fasern sind aber nicht nur wertvolle Energiespeicher: Je nach Beschaffenheit haben sie auch ein mehr oder weniger starkes Wasserbindungsvermögen. Diese wichtige Eigenschaft der Rohfaser spielt bei vielen Pferden mit Kotwasser eine Schlüsselrolle, denn der Dickdarm dient dem Pferd als immenser Wasserspeicher. Fast 20 % des Körperwassers befinden sich im Verdauungstrakt des Pferdes. Tritt freies Kotwasser auf, ist oft die Bindungskapazität der im Darm befindlichen Rohfaser zu gering.  

Denn Faser ist nicht gleich Faser: „Grundnahrungsmittel“ der Pferdedarmflora ist Cellulose mit einem sehr guten Wasserbindungsvermögen. Nicht zu junges Weidegras und Heu vom mittleren ersten Schnitt sind in der Regel reich an Cellulose und stellen daher das optimale Grundfutter für Pferde dar. Anders verhält es sich mit Lignin: Diese Faser findet sich zu größeren Anteilen in überständigem Heu und in Stroh. Lignin bindet weniger Wasser und ist gleichzeitig für die Darmbakterien nicht nutzbar. Verschiebt sich der Faseranteil im Grundfutter von Cellulose zugunsten von Lignin, steigt die Wahrscheinlichkeit von freiem Kotwasser als Folge der verminderten Wasserbindung.

 

Detektivspiel: Lösungsansätze müssen zur Ursache passen 

Die gute Nachricht: Ist Lignin der Auslöser des Kotwassers, handelt es sich meist primär um ein ästhetisches Problem, sofern der Ligninanteil nicht deutlich zu hoch ist (Verstopfungsgefahr bei reiner Strohfütterung). Zudem lässt sich das Problem durch eine Rationsanpassung vergleichsweise leicht beheben. Ist ein Wechsel zu weniger verholztem Grundfutter nicht möglich, kann oft die Ergänzung von AlpenGrün Pellet oder AlpenGrün Mash mit feineren Prenatura®-Fasern Abhilfe verschaffen.  

Auch in anderen Fällen kann das Grundfutter ursächlich für das Auftreten von freiem Kotwasser sein: Pferde mit Zahnschäden zerkleinern ihr Futter unzureichend, was die Fähigkeit zu Wasserbindung der enthaltenen Fasern wiederum herabsetzt. Ähnliches gilt für die Heulage- und Silagefütterung: viele Pferde kauen feuchtes Raufutter weniger gründlich. Ein Wechsel zu Heu führt dann häufig zum Verschwinden des Kotwassers. Im Falle von Pferden mit schlechten Zähnen ist die Ergänzung von gut verwertbaren Heuersatzprodukten wie Pre Alpin® Wiesencobs zu empfehlen. Eine Kombination mit AlpenGrün Pellet oder AlpenGrün Mash ist ebenfalls möglich, um Senioren hochverdauliche Fasern zur Verfügung zu stellen.

Auch eine verschobene Darmflora begünstigt Kotwasser. Nicht immer lässt sich klar erfassen, weshalb das Gleichgewicht im Darm aus den Fugen geraten ist. Häufige Futterwechsel, Fütterungsfehler und Medikamentengaben können mitunter auch zu längerfristigen Veränderungen der Flora führen. Hier bewähren sich oft präbiotisch wirksame Futter, die die Nahrungsgrundlage der erwünschten Darmbakterien darstellen: Neben cellulosereichem Heu und Heuersatz als wichtigste Grundpfeiler der Pferdefütterung können Bierhefe Pur durch ihre Hefezellwandbestandteile und pektinhaltige Futter mit Apfeltrester wie AlpenGrün Müsli und AlpenGrün Mash helfen, die Darmflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen.  

Nicht alle möglichen Ursachen sind leicht zu finden und einfach zu beheben: Es gibt Pferde, bei denen in der Fütterung auf den ersten Blick alles stimmig ist. Vielleicht handelt es sich sogar um das einzige Pferd im Stall, das bei gleichem Haltungsmanagement Kotwasser zeigt. In solchen Fällen sollte man auch an Stress als mögliche Ursache denken: Hat das betroffene Pferd vielleicht einen unliebsamen Boxennachbarn oder muss es in der Herde immer auf der Hut sein?  

Kotwasser ist kein Durchfall! 

In den meisten Fällen ist Kotwasser zwar ein lästiges Problem, aber zum Glück harmlos. Anders sieht es aus, wenn Pferde mehrere Liter freies Wasser ausscheiden, zusätzlich breiigen Kot absetzen oder unter Durchfall leiden. Hierbei handelt es sich um Verdauungsstörungen, die zu einem erheblichen Verlust von Wasser und Elektrolyten über den Kot führen können. In diesen Fällen ist immer eine tierärztliche Abklärung erforderlich. Auch wenn Pferde neben sichtbaren Kotveränderungen immer wieder Anzeichen für Koliken zeigen, sollte immer ein Tierarzt entscheiden, wie das weitere Vorgehen aussehen sollte.  
 

AlpenGrün Pellet oder AlpenGrün Mash?

Diese Frage stellen sich viele Kunden, wenn sie das passende Produkt für ihr unter Kotwasser leidendes Pferd suchen. Grundsätzlich ist der präbiotische Effekt beider Futter vergleichbar. Durch einen höheren Antail an Prenatura®-Fasern ist die Wasserbindungskapazität des Pellets jedoch etwas höher: um den gleichen Bindungseffekt von 100 g AlpenGrün Pellet zu erreichen, benötigt man ungefähr 130 g AlpenGrün Mash.

Gleichzeitig ergibt die Pressung des Pellets einen rein praktischen Nutzen in der Lagerung: Er nimmt bei gleicher Menge weniger Platz in der Futterkammer in Anspruch. Im AlpenGrün Pellet haben wir außerdem bewusst auf den Zusatz von u.a. Apfeltrester, Fenchel und Kümmel verzichtet, um eine möglichst schlanke Zusammensetzung bei größtmöglichem Nutzen zu erhalten. Deshalb ist er bei solchen Pferden die erste Wahl, bei denen Futtermittelunverträglichkeiten oder -allergien als Ursache der Verdauungsstörungen in Betracht kommen und daher Rezepturen mit wenigen Komponenten von Vorteil sind. 
Besitzer von Pferden, die von den beruhigenden Eigenschaften durch Fenchel und Kümmel profitieren, greifen dagegen am besten auf das AlpenGrün Mash zurück. Auch sehr wählerische Pferde ziehen häufig das Mash aufgrund des schmackhaften Apfeltresters dem Pellet vor.

Passende Produkte aus unserem Agrobs-Sortiment:

Celina Hofmann, Tierärztin

Beratung, Forschung und Entwicklung AGROBS GmbH


Quellen: 

  • Coenen, M.; Vervuert I.: Pferdefütterung. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, 2020
  • v. Engelhardt, W., Breves, G., Diner, M., Gäbel G.: Physiologie der Haussäugetiere. Enke Verlag, Stuttgart, 2015