Alles über Neuansaat, Nachsaat und die richtige Weidepflege

Auf die Weide, fertig, los?!

Geht es nach unseren Pferden, sind sie bereit. Bereit, sich mit kräftigen Bissen das verlockend gut schmeckende, frische Grün einzuverleiben, auf das sie so lange Zeit verzichten mussten.
Und ja, es wird wieder grün auf unseren Wiesen, jedoch sollte einigen notwendigen Pflegemaßnahmen Aufmerksamkeit geschenkt werden, bevor wir unsere Pferde wieder aufs Gras lassen.


1. Nach der Weidezeit ist vor der Weidezeit: Bodenuntersuchung und Düngung


Damit Pflanzen wachsen können, brauchen sie Nährstoffe, die sie größtenteils über ihre Wurzeln aus dem Boden aufnehmen. Um herauszufinden, welche Nährstoffe sich in welchen Mengen im Boden befinden, hilft die Bodenuntersuchung. Schließlich soll eine Unter- oder Überdüngung vermieden werden, weil sich das mitunter negativ auf die botanische Zusammensetzung und die Futterqualität auswirkt.

Dazu wird am besten zwischen Herbst und Frühjahr eine Bodenprobe gezogen und an ein Labor oder an das zuständige Landwirtschaftsamt geschickt. Untersucht werden alle drei bis vier Jahre u.a. die Grundnährstoffe Phosphat, Kali und Magnesium sowie der pH-Wert. Neben dem aktuellen Versorgungszustand erhält man anhand der Untersuchung auch eine angepasste Düngeempfehlung.
  • Der optimale pH-Wert hängt ab von der Bodenart, dem Humusgehalt und der Nutzungsart und beeinflusst die Nährstoffverfügbarkeit. Aufgrund dieser Komplexität sollten Böden nicht vorsorglich „aufgekalkt“ werden.
  • Auf Böden mit zu niedrigen pH-Werten kann im Herbst/Winter bei ausreichenden Niederschlägen kohlensaurer Kalk ausgebracht werden. Auf magnesiumarmen Böden bietet sich kohlensaurer Magnesiumkalk an.
Organische und mineralische Dünger liefern die Hauptnährstoffe für das Pflanzenwachstum: Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K).

Zu organischen Düngemitteln, auch Wirtschaftsdünger genannt, zählen z.B. Gülle und Stallmist. Deren Ausbringung auf Pferdeweiden ist kritisch zu sehen. Zum einen sind Pferde äußerst geruchsempfindlich und zum anderen besteht das Risiko, dass mit dem Pferdemist auch Parasiten auf die Fläche gelangen, die den Infektionsdruck erhöhen. Wenn also aus betrieblichen Gründen Pferdemist auf Pferdeweiden ausgebracht werden soll, sollte dieser sehr gut kompostiert sein und maximal alle drei Jahre im Herbst auf der Fläche verteilt werden. Aus weidehygienischer Sicht wäre Gülle geeigneter.

Vorteilhafter ist der Einsatz von mineralischen Düngern auf Pferdeweiden. Wenn nötig, kann Stickstoff gezielt zu Vegetationsbeginn das Pflanzenwachstum fördern und die Pferde können nach spätestens drei Wochen wieder auf die Fläche getrieben werden. Zu den schnell wirksamen N-Düngern zählen Kalkammonsalpeter (KAS) und Ammonsulfatsalpeter (ASS). Von deren Wirkung profitieren vor allem Obergräser. Für den Erhalt einer stabilen und intakten Grasnarbe sollten aber vor allem die Untergräser gefördert werden. Kalkstickstoff ist ein langsam wirkender N-Dünger und daher bestens für Pferdeweiden geeignet. Neben der langsamen und kontinuierlichen Freisetzung von Stickstoff hat Kalkstickstoff auch eine antiparasitäre, unkrautreduzierende und den pH-Wert anhebende Wirkung.

Häufige Anwendung finden auch sogenannte Volldünger (NPK-Dünger), mit denen gleichzeitig Stickstoff, Phosphor und Kalium ausgebracht werden können. Einziger Nachteil ist die vorgegebene Zusammensetzung, mit der die individuellen Standortverhältnisse nicht vollständig berücksichtigt werden können.  
  • Für die Stickstoff- und Phosphordüngung gilt: Düngeverordnung und Sperrfristen beachten
  • Mineralische Dünger am besten im zeitigen Frühjahr (März – April) zu Vegetationsbeginn ausbringen
  • Grasnarbe sollte trocken sein bei gleichzeitig genügend Bodenfeuchte
  • Mai – August: je nach Bedarf und Witterung nachdüngen
  • Fruktangehalte im Gras können durch Stickstoffdüngung beeinflusst werden: Pflanzen mit einer guten Stickstoffversorgung lagern weniger Fruktane ein


2. Ganzjährige Weidepflege

Pferdeweiden müssen einer enormen Belastung standhalten. Die Grasnarbe wird nicht nur durch Trittschäden beansprucht. Auch der von Pferden typische tiefe Verbiss stresst die Grasnarbe und kann zur Lückenbildung im Bestand beitragen, was die Verbreitung von unerwünschten Pflanzen fördert. Sogenannte Geilstellen, dort wo Pferde Kot und Urin absetzen, werden nicht abgeweidet. Das führt zu punktuell erhöhten Nährstoffeinträgen. Mangelhafte Weidehygiene erhöht den Infektionsdruck mit Weideparasiten. Wenn es möglich ist, sollte zwischen Schnitt- und Weidenutzung abgewechselt werden.

Pferdeherde auf der Wiese im FrühlingZu den wichtigsten Pflegemaßnahmen (im Frühjahr) zählen:
  • Kein Auftrieb auf nasse Weiden
  • Ganzjährig Kot absammeln: verhindert die Entstehung von Geilstellen und fördert die Weidehygiene (Parasitenmanagement)
  • Abschleppen: zum Einebnen von oberflächlichen Unebenheiten wie Maulwurfshügeln und Trittschäden.
  • Striegeln: zur Anregung der Bestockung/des Gräserwachstums durch Narbenbelüftung. Ebenso zum Herausreißen von abgestorbenen Pflanzenteilen und Ungräsern wie der Gemeinen Rispe (Achtung Lückenbildung, an Nachsaat denken)
  • Walzen: stellt den Bodenschluss her, sorgt für eine dichte Grasnarbe und verbessert die Wasser- und Wärmeleitung im Boden. Nicht auf zu nassen und zu trockenen Böden walzen.
  • Düngen: Grunddüngung nach Ergebnissen der Bodenprobe, sowie gezielte Stickstoffgabe zu Vegetationsbeginn und gegebenenfalls zum zweiten Aufwuchs. Nach Ende der Weidezeit bzw. der Vegetationszeit keine weitere Stickstoffdüngung vornehmen.
  • Übersaat: bei leichten Lücken im Bestand wird das Saatgut oberflächlich aufgebracht. Kann auf schwierigen Standorten auch vorbeugend eingesetzt werden, um den Grasbestand zu erhalten. Wichtig: anschließend Walzen, um die Samen in den Boden zu drücken. Hilfsmittel: Düngerstreuer oder bei kleinen Flächen auch Streuwagen oder per Hand.
  • Nach- bzw. Durchsaat: bei größeren Lücken und starker Schädigung der Grasnarbe zur Bestandsverbesserung mit Hilfe von Spezialgeräten. Wichtig: Altnarbe vor der Saat kurzhalten (abmähen auf 5-6cm), anschließend walzen. Die Samen brauchen Feuchtigkeit, Licht und Luft. Ca. drei Wochen später, bzw. ab einer Wuchshöhe von 15cm, einen sogenannten Schröpf-/Reinigungsschnitt durchführen: dieser hält die Altnarbe kurz und regt das Wachstum der jungen Pflanzen an. Zum Schutz der Nachsaat sollte die Fläche zunächst für mindestens 6 besser 8 Wochen nicht beweidet werden.
  • Neuansaat: sollte nur erfolgen, wenn im Bestand kaum noch wertvolle Futterpflanzen zu finden sind und dieser damit nicht mehr erhaltungswürdig ist. Die Neuansaat ist nicht nur kostenaufwendiger, sondern auch zeit- und pflegeintensiver. Vor der Saat muss die Altnarbe mittels Herbizideinsatz abgetötet werden. Nach der Aussaat ist die Pflege der Grasnarbe essentiell: Schröpf-/Reinigungsschnitt ab einer ersten Wuchshöhe von ca. 15cm, je nach Bestandsentwicklung und Standortbedingungen kann eine Nachsaat notwendig sein. Saatzeit: je nach Standort sehr unterschiedlich, üblicherweise im Frühjahr bis Mai oder im Spätsommer
  • Nachmahd/Mulchen: nach der Beweidung und zum Ende der Weidesaison zur Beseitigung von überständigen und unerwünschten Pflanzen und Geilstellen. Unkräuter werden am Aussamen gehindert und die wertvollen Untergräser werden erneut zum Bestocken angeregt. Die Schnitthöhe sollte nicht unter 5-7cm liegen. Bei großen Mengen sollte das übriggebliebene Schnittgut abgefahren werden.

Weidemanagement sollte das ganze Jahr über betrieben werden:
Jahresplan Weidemanagement Pferdeweide
 

3. Ganzjährig Unkräuter erkennen und bekämpfen

Pferdeweiden sind sehr anfällig für eine Verunkrautung. Gründe dafür sind u.a. das stark selektive Fressverhalten und die starke mechanische Beanspruchung der Grasnarbe.
 
Giftige Herbstzeitlose auf der PferdeweideTypische Unkräuter (z.T. lebensbedrohlich giftig):
• Stumpfblättriger Ampfer
• Disteln
• Brennnesseln
• Wiesenlabkraut
• Scharfer und kriechender Hahnenfuß
• Klappertopf
• Sumpfschachtelhalm
• Greis- bzw. Kreuzkräuter (v.a. Jakobs- und Wasserkreuzkraut)
• Herbstzeitlose

Die Förderung und Pflege einer intakten Grasnarbe (vgl. Punkt 2) ist die beste Unkrautprophylaxe. Ebenso sollten genügend Ruhezeiten eingeplant werden, damit die Grasnarbe genügend Restassimilationsfläche, also genügend Blattmasse zur Aufrechterhaltung der Photosynthese, hat und die Pflanzen Reservestoffe einlagern können. Nur wenn sich die Grasnarbe regenerieren kann, haben unerwünschte Pflanzen schlechte Karten sich zu etablieren.

Der Einsatz von Herbiziden sollte das letzte Mittel der Wahl sein, um Unkräuter zu bekämpfen. Empfehlenswert ist dann die gezielte Einzelpflanzenbekämpfung zur Schonung der erwünschten Pflanzen.
 

4. Wertvolle Pflanzenarten auf der Pferdeweide

Knaulgras

Gräser:

  • Obergräser: Wiesenschwingel, Wiesenfuchsschwanz, Wiesenlieschgras, Knaulgras, Glatthafer
  • Untergräser: Deutsches Weidelgras, Rotschwingel, Wiesenrispe, Kammgras

Leguminosen:

  • Weißklee, Vogelwicke, Zaunwicke, Wiesenplatterbse, Wiesenrotklee

Kräuter:

  • Wiesenknopf, Wiesenpastinak, Wilde Möhre, Schafgarbe, Spitzwegerich, Löwenzahn, Wegwarte, Wiesenkümmel
 

5. Zeigerpflanzen

Eine gute Artenkenntnis ist wichtig, um den Zustand der Weide beurteilen zu können. Sogenannte Zeigerpflanzen sind hilfreich, mögliche Fehler im Weidemanagement aufzudecken und Standorteigenschaften zu beurteilen.

Überbeweidung = überstrapazierte Grasnarbe durch zu wenig Weidefläche und zu kurze Ruhezeiten sowie zu hohe Besatzdichte. Häufig entstehen Trampelpfade, tritt- und verbissfeste Gräser und (Un)Kräuter nehmen zu.
Unterbeweidung = zu viel Weidefläche, sodass Pferde sehr selektiv wohlschmeckende Gräser und Kräuter stark abfressen und weniger beliebte meiden. Diese verlieren mit zunehmendem Alter noch mehr an Futterwert, kommen zum Blühen und Aussamen. Dadurch haben sie günstigere Bedingungen sich zu verbreiten.
 
Beispiele:
  Überbeweidung / Bodenverdichtung Unterbeweidung Zeiger für Nährstoffmangel Zeiger für Nährstoffüberschuss Lückenbüßer
Ackerkratzdistel   X      
Adlerfarn   X      
Beinwell       X  
Breitwegerich X        
Brennnessel       X  
Echtes Labkraut     X    
Ehrenpreis         X
Ferkelkraut     X    
Gänseblümchen X        
Gemeine Rispe X       X
Gewöhnliches Leimkraut     X    
Hirtentäschel X       X
Jährige Rispe X       X
Klappertopf   X X   X
Krauser Ampfer   X   X  
Kriechender Hahnenfuß X       X
Löwenzahn X       X
Quecke   X   X  
Rasenschmiele   X      
Ruchgras     X    
Schafschwingel     X    
Stumpfblättriger Ampfer   X   X X
Sumpfkratzdistel   X      
Vogelknöterich X        
Vogelmiere         X
Weiche Trespe         X
Weiches Honiggras     X    
Weiße Taubnessel       X  
Weißes Straußgras X        
Weißklee X        
Wiesen-Bärenklau       X  
Wiesen-Margarite     X    
Zittergras     X    
 

6. Warum Artenreichtum fördern?

Nur intakte und gewissenhaft gepflegte Pferdeweiden sind eine gute Nahrungsquelle und bieten Platz für artgerechte Bewegung. Viele Pferdeweiden wurden als Wirtschaftsgrünland genutzt und sind dementsprechend artenarm. Hauptbestandsbildner ist meist das Deutsche Weidelgras, das in der jüngeren Vergangenheit unter Pferdehaltern immer unbeliebter geworden ist, weil es mehr Fruktane einspeichert als andere Arten. Diese Fruktane werden häufig mit dem Auftreten von Stoffwechselerkrankungen und Hufrehe in Verbindung gebracht.

Artenvielfalt auf der PferdeweideDennoch ist das Deutsche Weidelgras ein unverzichtbarer Bestandteil einer dichten und widerstandsfähigen Grasnarbe. So kann man zur Nachsaat auf Sorten (Zuchtformen) des Deutschen Weidelgrases zurückgreifen, die fruktanärmer sind. Zumal Fruktangehalte im Gras nicht nur von der botanischen Zusammensetzung beeinflusst werden, sondern weitere Faktoren wie Düngung, Nutzungsintensität sowie Tages- und Jahreszeiten eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Neben Fruktangehalten im Weidegras sind auch Epichloë-Pilze ein Thema: mit Graspflanzen in Symbiose lebende Pilze, sogenannte Endophyten, die in der Lage sind Toxine bzw. Alkaloide zu bilden, die wiederum der Gesundheit von weidenden Pferden schaden können. Für die Gräser ist diese Symbiose sehr profitabel. Sie erlangen u.a. eine höhere Widerstandskraft gegenüber ungünstigen Umweltbedingungen und Fraßfeinden. Unter den verschiedenen Gräserarten ist vor allem das Deutsche Weidelgras mit solchen Pilzen infiziert.

Eine Studie hat zwar nachgewiesen, dass dem Deutschen Weidelgras hierzulande das Startgen zur Produktion von Ergovalin fehlt, dennoch sollte das oberste Ziel jeder Pflegemaßnahme sein, Weideflächen so artenreich wie möglich zu gestalten, um eine gesunde Futtergrundlage erhalten.  

 

7. Aussaatdaten zu unseren Produkten:

Produkt Pre Alpin® Saatgut Pferdeweide Sensitiv Kräutermix
Menge Neuansaat 30kg/ha 40kg/ha /
Menge Nachsaat 10kg/ha 10 –20kg/ha 1- 2kg/ha
Saatzeitpunkt Zeitiges Frühjahr oder Spätsommer Zeitiges Frühjahr oder Spätsommer Zeitiges Frühjahr oder Spätsommer
Saattiefe Ca. 1cm Ca. 1cm Ca. 1cm
Mehrjährig Ja Ja Ja







 


Daniela Hanke, Bsc. Agrarwissenschaften
April 2020, © AGROBS GmbH 
 

Quellen*:
  • Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (2013): Pferdeweiden – Nutzung, Pflege und Düngung, 3. Auflage 2013, DOI: https://lfl.bayern.de/mam/cms07/publikationen/daten/informationen/p_36811.pdf
  • Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft: Führung und Verbesserung von Grünlandbeständen, DOI: https://www.lfl.bayern.de/ipz/gruenland/025117/index.php
  • Elsässer, M. (2003): Pferdeweiden Anforderungen –Maßnahmen – Pflege, Merkblätter für die umweltgerechte Landbewirtschaftung, Nr. 17 (2) Grünland, Weiden, Düngung
  • Coenen, M.; Vervuert I. (2020): Pferdefütterung, Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart
  • Bender, I. (2013): Praxishandbuch Pferdeweide, 4. überarbeitete Auflage, Kosmos Verlag, Stuttgart
  • Klapp, E.; Opitz von Boberfeld, W. (2013): Taschenbuch der Gräser, 13. überarbeitete Auflage, Eugen Ulmer Verlag
  • Vikuk, V.; Young, C.A.; Lee, S.T.; Nagabhyru, P.; Krischke, M.; Mueller, M.J.; Krauss, J. (2019): Infection rates and alkaloid patterns of differentgrass species with systemic Epichloë endophytes. Appl Environ Microbiol 85:e00465-19. https://doi.org/10.1128/AEM.00465-19

(* Die Quellenangaben beziehen sich auf den fachlichen Inhalt des Textes und nicht auf die Produktempfehlungen)