Das Sommerekzem - eine allergische Hauterkrankung 

Wenn im März die Temperaturen wärmer werden und die Mückensaison beginnt, geht bei einigen Pferden das große Jucken los. Schnell steht ein Sommerekzem im Verdacht. Doch was bedeutet das eigentlich?
 

Sommerekzem - Was ist das überhaupt?

Unter Sommerekzem versteht man eine saisonale, allergisch bedingte entzündliche Reaktion der Haut (Dermatitis) bei Pferden. Es handelt sich um die häufigste allergische Hauterkrankung. Hervorgerufen wird die Allergie hauptsächlich durch kleine Mücken, die so genannten Gnitzen (Culicoides), genauer gesagt durch Eiweiße im Speichel dieser Insekten.

Weltweit sind verschiedenste Rassen betroffen, wobei die Häufigkeit der Erkrankung je nach Rasse zwischen 3 und 60% liegt und vor allem mit der Verbreitung der Mückenart zusammenhängt. Besonders stark ist die Verbreitung bei Islandpferden, die von ihrem Heimatland aus in Gebiete importiert werden, in denen die Mücken vorkommen. Dies wird damit begründet, dass die Gnitzen auf Island nicht heimisch sind und sich so im jungen Alter der Pferde keine Immuntoleranz gegenüber des Mückenspeichels entwickeln konnte.

Das Sommerekzem lässt sich gleichzeitig einer allergischen Reaktion des Typs I und des Typs IV zuordnen. Bei dem Typ I handelt es sich um den so genannten Soforttyp. Nach einem Erstkontakt mit dem Speichel der Insekten, kommt es beim Zweitkontakt innerhalb von Sekunden/Minuten zu einer Freisetzung von Entzündungsmediatoren (z.B. Histamin), die dann eine lokale Entzündungsreaktion auslösen. Bei dem Typ IV, dem Spättyp, löst die Einwanderung von Entzündungszellen (z.B. Lymphozyten) ins Gewebe nach 12 bis 72 Stunden eine Entzündungsreaktion aus.

Symptome sind Juckreiz, damit verbundene kahle, aufgescheuerte Stellen und Veränderungen der Haut wie Schwellungen und Entzündungen. Meist sind zuerst Mähnenkamm, Schweifrübe und Bauchnaht betroffen, da vor allem diese Körperregionen von den Gnitzen bevorzugt befallen werden. Die Symptome treten hauptsächlich in der Zeit von Anfang März bis Ende Oktober auf. Durch die zunehmend milden Winter gibt es allerdings auch Pferde die nahezu ganzjährig Symptome zeigen.

Das Auftreten sowie die Ausprägung des Sommerekzems sind von verschiedenen Faktoren abhängig, beispielsweise von Umwelteinflüssen, einer genetischen Veranlagung, der Häufigkeit des Kontaktes zu den Gnitzen und von der jeweiligen Immunantwort des Pferdes.
 

Diagnose

Ein Sommerekzem verlässlich, spezifisch und dazu noch leicht zu diagnostizieren ist bis heute schwierig. Die klinischen Symptome im Zusammenhang mit der Saisonalität geben natürlich einen ersten Hinweis. Trotzdem braucht es weitere Parameter, um eine allergische Reaktion auf die Gnitzen nachzuweisen.

Eine Möglichkeit besteht darin eine Biopsie der angegriffenen Haut zu entnehmen und diese untersuchen zu lassen. Hier ist allerdings das Problem, dass lediglich festgestellt werden kann, ob eine allergische Reaktion vorliegt, nicht aber welches Allergen als Auslöser fungiert.

Eine weitere Möglichkeit, die man als Allergietest auch beim Menschen anwendet, ist der Intrakutantest. Hierbei wird eine kleine Menge eines Allergenextraktes in die Haut des Pferdes injiziert und anschließend abgewartet, ob es zu einer Quaddelbildung, Rötung oder Schwellung kommt. Bis heute wurden zahlreiche Studien zu dieser Art der Diagnose durchgeführt, die allerdings die unterschiedlichsten Ergebnisse lieferten. Deswegen ist der verlässliche Einsatz dieser Testmethode umstritten.

Um möglichst nicht invasiv vorgehen zu müssen, gibt es außerdem diagnostische Ansätze, bei denen lediglich eine Blutentnahme erforderlich ist. Dies ist für den Nachweis von Antikörpern vom Typ Immunglobulin-E der Fall. In der Humanmedizin wird diese Art der Allergiebestimmung jedoch als unzureichend angesehen und auch beim Pferd gibt es Hinweise aus mehreren Studien, dass die Aussagekraft für eine sichere Diagnostik des Sommerekzems nicht hinreichend ist.

Ein weiterer Testaufbau misst die Histaminkonzentration im Blut, nachdem dieses mit dem Allergen in Kontakt gebracht wurde. Bei einer hohen Konzentration lässt sich auf die Allergieausprägung des Typ I schließen. In diesem konkreten Fall lassen sich Rückschlüsse auf ein Sommerekzem ziehen, wenn das Allergen der Gnitzen mit dem Blut verbunden wird.

Weit verbreitet und auf Grund seiner hohen Genauigkeit brauchbar, um Allergiebereitschaften beim Pferd zu diagnostizieren, ist der sogenannte CAST (Cellular Antigen Stimulation Test). Auch bezogen auf diesen Test ist jedoch festzuhalten, dass es eine gewisse Fehlerquote gibt und das Sommerekzem auch hier nicht zu 100% festgestellt werden kann. Des Weiteren korrelieren die Ergebnisse nicht zwangsläufig mit dem Ausmaß des klinischen Krankheitsbildes.
 

Therapeutische Maßnahmen

Es gibt bis heute keine „Heilung“ des Sommerekzems und auch keine einheitliche Behandlungsform mit einer Erfolgsgarantie.

Am häufigsten wird versucht die Pferde dem Überträger des Allergens, sprich den Mücken, so wenig wie möglich auszusetzen. Pferde mit Sommerekzem sollten möglichst an mückenarmen Standorten fern von Gewässern gehalten werden. Die Weidezeit erfolgt am besten außerhalb der Dämmerung. Auch Hilfsmittel wie Ekzemerdecken und -masken sowie verschiedene Repellentien können hilfreich sein.

Um die Symptome zu behandeln, gilt es vor allem den Juckreiz zu stillen und mögliche offene Wunden zu versorgen. Um eine Immunantwort zu unterdrücken kommen teilweise auch Antihistaminika oder Cortison zum Einsatz. Da diese Präparate jedoch für diverse Nebenwirkungen verantwortlich sein können, sollten diese nur zur Behandlung während einer Akutphase, nicht allerdings für die Langzeittherapie eingesetzt werden.

Für den Versuch einer Hyposensibilisierung ist es nötig die genauen Allergene im Speichel der Gnitzen zu identifizieren. Mittlerweile gelang es insgesamt 27 Proteine im Speichel der Mücken aufzulisten. Dadurch kann die Therapie bereits präziser durchgeführt werden und es begannen Forschungen zu präventiver sowie kurativer Hyposensibilisierung. Dabei handelt es sich um eine Unterscheidung zwischen einer Hyposensibilisierung vor dem ersten Kontakt mit besagten Gnitzen und einer Hyposensibilisierung nachdem bereits ein Kontakt zu den Gnitzen stattgefunden hat. Es werden verschiedene Möglichkeiten einer Impfung und einer oralen Aufnahme der Allergene über die Mundschleimhaut geprüft und erforscht.
 

Sommerekzem und Fütterung

Um den Stoffwechsel des Pferdes nicht zusätzlich zu belasten ist es wichtig bedarfsdeckend zu füttern. Wichtig hierbei: Ein „zu viel“ kann genauso schädlich sein wie ein „zu wenig“. Wird ein Pferd überversorgt und infolgedessen zu dick kann ebenfalls ein Juckreiz ausgelöst werden, was zusätzlich zum Sommerekzem und dessen Symptomen dazu kommt. Hintergrund ist, dass die Fettzellen Hormone und andere Stoffe bilden, die eine entzündungsfördernde Wirkung haben. Durch kleine Entzündungsreaktionen unter der Haut kommt es zu vermehrtem Juckreiz. Das macht deutlich, warum es wichtig ist ein Pferd so zu füttern und zu versorgen, dass es sein Idealgewicht hält.

In dem Zusammenhang muss auch erwähnt werden, dass die Fütterung großer Mengen Zucker oder Stärke und die damit verbundenen Insulinspitzen im Blut in weiterer Folge Entzündungsreaktionen im Gewebe begünstigen können. Das vermag ein Grund dafür sein, warum viele Pferde mit Sommerekzem von einer zucker- und stärkearmen Fütterung zu profitieren scheinen. Mehr über die Rolle der Stärke in der Pferdefütterung finden Sie in unserem Themenweltartikel: Stärke in der Pferdefütterung. Eine Möglichkeit, um sein Pferd getreidefrei und stärkearm zu ernähren bietet beispielsweise unsere Alpengrün Reihe mit dem AlpenGrün Müsli, dem AlpenGrün Mash und dem AlpenGrün Pellet.

Auch ein zu viel an Eiweiß gilt es zu vermeiden: Zu große Mengen Eiweiß können vom Dünndarm nicht aufgenommen werden, was dazu führt, dass das Eiweiß unverdaut in den Dickdarm gelangt. Durch den mikrobiellen Aufschluss der Eiweißmoleküle entstehen Abbauprodukte (Ammoniak), die von der Darmwand aufgenommen werden. Durch die notwendige Entgiftung und Ausscheidung durch Leber und Niere kommt es zu einer hohen Belastung des gesamten Stoffwechsels und zu einer Störung des Mineralstoffhaushaltes. Gesunde Pferde können zeitweise eine dreifache Überversorgung mit Eiweiß kompensieren. Ekzemer jedoch sind auf Grund des bereits belasteten Stoffwechsels möglicherweise empfindlicher. Mehr zu Eiweiß in der Pferdefütterung finden Sie in unserem Themenweltartikel: Eiweiß in der Pferdefütterung.

Häufig liegt bei Pferden mit Sommerekzem ein Mineralstoffmangel vor. Dieser liegt darin begründet, dass die notwendige Hautregeneration eine vermehrte Zellteilung bedeutet, die z.B. viel Zink und Aminosäuren erfordert. Hauptsächlich die ausreichende Versorgung mit Zink als wichtiges Spurenelement für eine intakte Hautbarriere muss sichergestellt sein. Zum gezielten Ausgleich eines Zinkmangels bietet sich das Zink Pur an. Das Produkt enthält hochverfügbares Zink in organisch gebundener Form, wodurch es vom Pferd optimal verwertet werden kann. Außerdem ist es frei von Getreide und Melasse.

Da eine reine Heuration nicht alle Mineralien, Spurenelemente und Vitamine liefert, die ein Pferd braucht, ist neben der gezielten Substituierung von Zink natürlich auch die dauerhafte Gabe eines hochwertigen Mineralfutters unersetzlich. Das Naturmineral, die Weidemineral-Cobs während der Weidesaison bzw. das Seniormineral für ältere Pferde und Pferde mit einem erhöhten Bedarf beugen einem Mineralstoffmangel langfristig vor und sind dabei ebenfalls getreide- und melassefrei.

Ein weiteres Produkt, was sich positiv auf Haut und Fell auswirkt, ist die Bierhefe Pur. Die reine Bierhefe im Bierhefe Pur ist nicht an Treber gebunden, wodurch das Futtermittel auch für stoffwechselempfindliche Pferde geeignet ist. Neben der Tatsache, dass es weder Melasse noch Getreide enthält, ist es außerdem frei von künstlichen Zusatzstoffen.
Besonders passende Produkte aus dem Agrobs-Sortiment für ein Pferd mit Sommerekzem:
  • Naturmineral: Zur getreide- und melassefreien Mineralstoffversorgung
  • Weidemineral-Cobs: Zur getreide- und melassefreien Mineralstoffversorgung während der Weidezeit
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  • Zink Pur: Zur gezielten Versorgung mit Zink, ohne Getreide und Melasse, zur Unterstützung einer intakten Hautbarriere
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Janina Beule, BSc. Ökologische Landwirtschaft
März 2022, © AGROBS GmbH

 

Quellen:

  • Coenen, M.; Vervuert I.: Pferdefütterung, 2020, Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart

  • Wagner, B.: Sommerekzem Pathogenese und Immunmechanismen, 2019, in LBH: 10. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 2. URL: https://www.tieraerztekongress.de/epaperband2/epaper/ausgabe.pdf#page=48

  • Grimm, T.: Fragebogenstudie zum Sommerekzem bei Pferden in Deutschland, aus der Klinik für Pferde, Allgemeine Chirurgie und Radiologie des Fachbereichs Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin, 2015, URL: https://refubium.fuberlin.de/bitstream/handle/fub188/10440/Grimm_online.pdf?sequence=1&isAllowed=y

  • Steidle, B.: Felduntersuchungen zur Ätiologie und Diagnose des Sommerekzems beim Islandpferd sowie zur Verlaufskontrolle einer Prophylaxe und Therapie mit homöopathischen KomplexPräparaten in Verbindung mit Eigenblut anhand der funktionellen In-vitro-Tests HRT und CAST, aus dem Institut für Anatomie, Physiologie und Hygiene der Haustiere der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, eingereicht über das Institut für Immunologie und Molekularbiologie des Fachbereiches Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin, 2009, URL: https://refubium.fuberlin.de/bitstream/handle/fub188/13059/Steidle.pdf?sequence=1&isAllowed=y

  • FettelschossGabriel, A., Birkmann, K., Pantelyushin, S. und Kündig, T.M.: Molecular mechanisms and treatment modalities in equine Culicoides hypersensitivity, 2021, erschienen in The Veterinary Journal 276, https://doi.org/10.1016/j.tvjl.2021.105741

  • Jonsdottir, S., Cvitas, I., Svansson, V., FettelschlossGabriel, A., Torsteinsdottir, S. und Marti, E.: New Strategies for Prevention and Treatment of Insect Bite Hypersensitivity in Horses, 2019, erschienen in Current Dermatology Reports 8:303–312, https://doi.org/10.1007/s13671-019-00279-w

  • FettelschossGabriel, A., Fettelschoss, V., Olomski, F., Birkmann, K., Thoms, F., Maya Bühler, Kummer, M., Zeltins, A., Kündig, T.M., Bachmann, M.F.: Active vaccination against interleukin‐5 as long‐term treatment for insect‐bite hypersensitivity in horses, 2018, erschienen in Allergy: European Journal of Allergy and Clinical Immunology, https://doi.org/10.1111/all.13659

  • Brunner, M.: Therapie des Sommerekzems mit Insol® Dermatophyton – eine Feldstudie, 2015, aus der Klinik für Pferde des Fachbereichs Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin, URL: https://refubium.fuberlin.de/bitstream/handle/fub188/12126/Brunner_online.pdf?sequence=1&isAllowed=y

  • Gehlen, H. und Brunner, M.: In vitroAllergietests beim Sommerekzems des Pferdes – Zusammenhang zur klinischen Ausprägung, Zuverlässigkeit in der insektenfreien Zeit und möglicher Einfluss einer parasitären Belastung, 2016, erschienen in Pferdeheilkunde 32 (2016) 4 (Juli/August) 296-305, DOI:10.21836/PEM20160401

  • Kühnel, S.: Neuer Therapieansatz zur Behandlung des Sommerekzems beim Pferd auf molekularbiologischer und immunologischer Ebene: TACIIg als Kontrolle seiner proinflammatorischen Bindungspartner BAFF und APRIL, 2013, aus dem DRFZ, eingereicht über das Institut für Virologie des Fachbereiches Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin, URL: https://refubium.fuberlin.de/bitstream/handle/fub188/1116/Kuehnel_online.pdf?sequence=1&isAllowed=y