Energiequellen in der Pferdefütterung


Im Pferdebereich hat das Wort „Energie“ je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen. Geht es um die Fütterung, kommt es daher schnell zu Missverständnissen. Denn die ernährungsphysiologische Bedeutung des Begriffs ist zwar klar definiert, aber vielen Reitern nicht geläufig. Weiß man jedoch, woraus sich der Energiegehalt eines Futters errechnen lässt und wie sich unterschiedliche Energiequellen auf den Organismus auswirken, hilft das bei der Wahl des individuell passenden Futters und der richtigen Menge. 
 

Futter in Zahlen: Energie hat eine „Währung“

Pferde müssen ihre Körpertemperatur aufrechterhalten, Körpergewebe erneuern und Leistungen wie Muskelarbeit, Milchproduktion oder Wachstum stemmen. All diese Vorgänge benötigen Energie, die der Körper über die Nahrung aufnehmen muss.  Denn bestimmte Nährstoffe können nach der Verdauung im Laufe des Stoffwechsels der Energiegewinnung dienen. 

Dazu gehören: Kohlenhydrate (z.B. Stärke, Zucker), Fette, Eiweiße und beim Pferd auch die Rohfaser (z.B. Cellulose, Pektine). 

Hersteller von Pferdefutter sind dazu verpflichtet, die sogenannten Rohnährstoffe (Rohprotein, Rohfett, Rohfaser, Rohasche) in einem Labor analysieren zu lassen und auf ihrem Futter anzugeben. Mithilfe dieser Rohnährstoffe lässt sich auch der Energiegehalt das Futters berechnen. Viele Hersteller geben den errechneten Energiegehalt auf ihrem Futter mittlerweile aber sogar mit an. Die gängige Einheit für diese Energieangabe ist metabolisierbare Megajoule (MJ ME). Vergleicht man Pferdefutter mit menschlichen Lebensmitteln, findet man das Pendant hier in Form der Kilojoules und Kilokalorien. 
 

Heu vs. Hafer: Wieviel Energie stecken in Raufe und Krippe?

Lapidar ausgedrückt gibt die Energieangabe in MJ ME pro kg also an, wie dick ein Futter macht. Hat man dieses System der Energiebewertung verinnerlicht, wird einem schnell klar: Die häufig verbreitete Aussage, dass Heu nicht dick mache, ist per se nicht richtig. Denn Heu hat einen durchschnittlichen Energiegehalt von 6 MJ ME. Damit liegt der Energiegehalt zwar bei nur gut der Hälfte von Hafer mit 10,8 MJ ME, dennoch kann und soll ein Pferd seinen Erhaltungsbedarf an Energie mit Heu decken. (Dazu unten mehr!)

Nimmt das Pferd durch das Heu bereits mehr Energie auf, als es benötigt, macht das auf Dauer dick – denn am Ende des Tages entscheidet die Summe der MJ ME, ob das Pferd seinem Bedarf entsprechend gefressen hat oder ob sein Körper zu wenig bzw. zu viel Energie aufgenommen hat. Gleiches gilt natürlich für Hafer. Durch seinen fast doppelt so hohen Energiegehalt ist er für Pferde sogar ein wahrer Dickmacher. Auch den häufig verbreiteten Irrglauben, dass Hafer nur „sticht“, sich aber nicht zum „Rundfüttern“ eignet, kann man also ins Reich der Mythen schicken. 

Wenn Reiter von „Energie“ sprechen, meinen sie meist nicht den tatsächlichen Energiegehalt eines Futters, sondern den Einfluss der enthaltenen Nährstoffe auf die Leistungsbereitschaft des Pferdes. Denn 2 kg Heu haben zwar mehr Energie als 1 kg Hafer, dennoch reagieren Pferde auf die Zulage von Heu nicht so sensibel wie auf die Zulage von Hafer, wenn es um das Verhalten unter dem Sattel geht. Das liegt daran, dass die Energie in den beiden Futtern aus unterschiedlichen Quellen stammt. Denn was die „Spritzigkeit“ eines Pferdes unter dem Sattel angeht, spielt der Einfluss einer Energiequelle auf den Blutzuckerspiegel eine wichtige Rolle. Die „Energie“ die ein Pferd beim Reiten zeigt, ist also nicht gleichzusetzen mit der umsetzbaren Energie (MJ ME), die es über das Futter aufnimmt. 
 

Grüne Energie: Das Pferd als (r)evolutionärer Dickdarmverdauer

Betrachtet man ein Pferd von 600 kg ist es schwer zu glauben, dass ein so großes Tier seinen Körper ausschließlich von Gräsern und Kräutern ernähren kann. Möglich machen das Milliarden kleiner Helfer im Dickdarm des Pferdes: Während die Rohfaser für uns Menschen nur in Form von Ballaststoffen eine Rolle für die Darmgesundheit spielt, hat das Pferd seinen Dickdarm im Laufe der Evolution zu einer Art „Biogasanlage“ umgebaut. Unzählige Mikroorganismen bauen hier Strukturstoffe aus pflanzlicher Nahrung ab, die das Pferd alleine nicht verdauen könnte. Auf diese Weise entstehen kontinuierlich flüchtige Fettsäuren, die das Pferd als Energiequelle nutzen kann. 

Der gesamte Verdauungstrakt des Pferdes ist perfekt an diese Form der Energiegewinnung angepasst: Mit seinen Zähnen mahlt es rohfaserreiche Nahrung über den ganzen Tag so gründlich, dass die Mikroorganismen später gut an die abzubauenden Fasern herankommen. Aufgrund der stetigen Aufnahme kleiner Futterportionen ist sein Magen verhältnismäßig klein und seine Fähigkeit zur Verdauung von Fetten oder Kohlenhydraten im Dünndarm begrenzt. Denn die Aufnahme der Fettsäuren aus dem Dickdarm gewährleistet im Normalfall bereits, dass der Blutzuckerspiegel des Pferdes konstant bleibt und genug Energie vorhanden ist, um alle lebensnotwendigen Abläufe im Körper aufrecht zu erhalten. 

Auch wenn Pferde sich im Laufe der Zuchtselektion optisch stark verändert haben, unterscheidet sich ihr Verdauungstrakt nicht von dem aus der Evolution hervorgegangenen Urwildpferd. Das bedeutet, dass auch das moderne Sportpferd perfekt daran angepasst ist, primär Rohfaser als Energiequelle zu nutzen. Ein Mangel an Strukturstoffen kann bei jedem Pferd zu Problemen im Verdauungstrakt (mangelnder Zahnabrieb, Magengeschwüre, Koliken u.a.) führen und sogar Verhaltensstörungen verursachen. Deshalb sollte man bei der Fütterung seines Pferdes immer folgende Regel beachten: Der Erhaltungsbedarf an Energie sollte immer über die ausreichende Fütterung von Raufutter gedeckt sein. Bei einem Warmblut von 600 kg liegt dieser Bedarf an umsatzbarer Energie bei ca. 63 MJ ME, das entspricht ungefähr 10,5 kg Heu. Ein Robustpferd mit 400 kg hingegen hat nur einen Erhaltungsbedarf von ca. 36 MJ ME, das entspricht ungefähr 6 kg
Heu. 

Als Faustregel kann man sich merken:

Je 100 kg Körpergewicht und Tag benötigt ein Pferd je nach Typ ca. 1,5 – 2 kg Heu, um seinen Erhaltungsbedarf an Energie zu decken.  


Durch körperliche Arbeit steigt der Energiebedarf: Je nach Intensität des Trainings kann er nur wenig höher liegen als der Erhaltungsbedarf – das trifft auf die meisten Freizeitpferde zu, die nicht unbedingt täglich und meist nicht mehr als eine Stunde arbeiten. Aber der Leistungsbedarf kann sogar genauso hoch liegen wie der Erhaltungsbedarf oder diesen übersteigen, sodass sich der tägliche Energiebedarf mehr als verdoppeln kann.

Bei den meisten Reitpferden liegt der tägliche Energiebedarf zwischen dem 1,25 und 1,5-fachen des Erhaltungsbedarfs. Nicht immer reicht Heu alleine aus, um diesen Energiebedarf zu decken. Dann kommen neben dem Raufutter weitere mögliche Energiequellen ins Spiel, die Energie nicht primär in Form von Rohfaser bereitstellen.


Ein klares „Jein“ zu Kohlenhydraten: Pferd ist nicht gleich Pferd, Zucker ist nicht gleich Zucker?

Kohlenhydrate haben in der Pferdefütterung mittlerweile einen schlechten Ruf – dabei gehört die Rohfaser streng genommen sogar zu den Kohlenhydraten. Wenn man aber davon spricht, dass man die Kohlenhydrat-Aufnahme seines Pferdes begrenzen sollte, geht es im Normalfall natürlich nicht um die Rohfaser. Gemeint sind die Kohlenhydrate, die das Pferd selbst im Dünndarm verdauen kann (z.B. Haushaltszucker und eingeschränkt auch Stärke) oder solche, die von den Dickdarmbakterien sehr schnell zu flüchtigen Fettsäuren und Milchsäure abgebaut werden (z.B. unverdaute Stärke, Fruktane). Vereinfacht spricht man oft vom „Zucker“ im Pferdefutter, wenn man von diesen Kohlenhydraten spricht. 

Grundsätzlich sind Pferde nicht darauf ausgelegt, große Mengen dieser Kohlenhydrate aufzunehmen. Insbesondere „richtiger“ Zucker, z.B. aus Zuckerwürfeln, Malzbier oder Melasse ist für Pferde mindestens genauso ungesund, wie für uns Menschen. Deshalb sollte die Gabe, wenn überhaupt, nur in Ausnahmesituationen erfolgen. Diese Kohlenhydratquellen stellen jedoch keinesfalls ein geeignetes Kraftfutter dar. 

Anders verhält sich das z.B. mit Stärke aus Getreide. Die meisten Pferde benötigen zwar kein Getreide als Kraftfutter, da sie ihren Energiebedarf auch über getreidefreie Alternativen decken können, dennoch hat die Stärkefütterung bei entsprechendem Energiebedarf manchmal durchaus ihre Berechtigung. Wann das der Fall ist und was es dabei zu beachten gibt, behandeln wir genauer in unserem Themenweltartikel Stärke in der Pferdefütterung. Reich an Stärke sind vor allem Getreide (Hafer, Gerste, Mais), aber auch Mühlennachprodukte wie Kleien (auch Reiskleie!). 

Als Faustformel gilt bei gesunden Pferden:

Bis zu 1 g Stärke je Kilogramm Körpergewicht und Mahlzeit. Bis zu 2 g Stärke je Kilogramm Körpergewicht und Tag. 


Wie sieht es mit anderen Kohlenhydraten aus? Fruktane und andere leicht fermentierbare Kohlenhydrate aus Gräsern sind natürlicherweise in jeder Pferdefütterung enthalten: Ein Raufutter ohne einen Gesamtzuckergehalt zwischen mind. 10 und 15 Prozent ist schwer zu finden.

Und nicht immer passt das aktuell verfügbare Heu zu dem, was das eigene Pferd gerade braucht: Während Sportpferde von einem nährstoffreichen Heu mit eventuell höherem Gesamtzuckergehalt profitieren können, sind Freizeitpferde damit schnell mit Energie überversorgt und werden bereits bei ausschließlicher Heufütterung immer dicker.

Auch auf der Weide spielen Kohlenhydrate eine Rolle: Je nach Jahreszeit, Temperatur und Witterung kann der Zuckergehalt im Gras stark schwanken und das wirkt sich natürlich auch auf den Energiegehalt aus. Pferde und Ponys mit niedrigem Energiebedarf können deshalb nicht auf jeder Koppel unbegrenzt weiden, ohne dick zu werden.

Fettverdauung ohne Gallenblase: (k)ein Problem?

Da Kohlenhydrate nur begrenzt und nicht für jedes Pferd als Energiequelle infrage kommen, lohnt sich in Sachen Kraftfutter auch immer der Blick zu den Pflanzenölen (z.B. Leinöl): Von allen Energieträgern hat Fett nämlich die allerhöchste Energiedichte. 100 g Pflanzenöl spenden dem Pferd ungefähr so viel Energie wie 300 g Hafer. Gleichzeitig steigert Fett anders als „stechender“ Hafer aber nicht das Temperament des Pferdes. Das liegt daran, dass die Fettverdauung keinerlei Einfluss auf den Blutzuckerspiegel nimmt und dieser trotz der enorm hohen Energieaufnahme nicht ansteigt. Auch deshalb ist die Ölfütterung häufig nicht nur für Pferde interessant, für die Kohlenhydrate als Energiequelle nicht infrage kommen. Denn Öl steigt dem Pferd aufgrund des stabil bleibenden Blutzuckerspiegels nicht „zu Kopf“ und außerdem lassen sich die Kraftfuttermahlzeiten aufgrund der hohen Energiedichte verringern. 

Dennoch trauen sich viele Reiter nicht so recht an den Einsatz von Ölen im Futter heran. Das liegt daran, dass die meisten Pferdebesitzer wissen: Pferde besitzen keine Gallenblase. Häufig verleitet diese Tatsache noch immer zu dem Fehlschluss, Pferde könnten kein Fett verdauen. Das ist jedoch nicht richtig. Zwar kann das Pferd die Galle, die das Fett für die Verdauungsenzyme zugänglich macht, nicht speichern, dennoch kann es sie in der Leber bilden. Die fehlende Gallenblase führt lediglich dazu, dass Pferde keine unbegrenzt großen Mengen an Fett auf einmal verdauen können. 

Während es z.B. für Hunde kein Problem darstellt, wenn die Hälfte des täglich aufgenommenen Futters auf den Fettanteil entfällt, würde das den Darm des Pferdes aus dem Gleichgewicht bringen. Denn Fett, das aufgrund einer zu geringen Gallenausschüttung im Dünndarm unverdaut in den Dickdarm gelangt, stört dort die Darmflora. Das liegt daran, dass Fett eine antibakterielle Wirkung hat und die Aktivität der Mikroorganismen im Darm hemmt. Deshalb sollte man größere Ölmengen beim Pferd immer auf mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilen.

Als Faustformel gilt bei gesunden Pferden:

Gesunde Pferde können höchstens 1 g Fett je Kilogramm Körpergewicht problemlos verdauen. Pro Mahlzeit sollten es nicht mehr als 0,5 g Fett je Kilogramm Körpergewicht.


Die errechnete Höchstmenge entspricht über einem halben Liter Öl pro Tag für ein Warmblut mit 600 kg – mit dieser Dimension im Hinterkopf wird schnell klar: die üblicherweise verfütterten Ölmengen zwischen 50 und 100 ml für ein Warmblut reichen längst nicht aus, um die Fettverdauung im Pferdedarm zu überfordern.

Dennoch gilt: Öl immer langsam anfüttern und nur um 5 - 10 ml je 100 kg Körpergewicht und Tag steigern. Wer sich immer noch unsicher ist, ob sein Pferd Öl gut verträgt, sollte während der Umstellung den Kot genau im Auge behalten: Nimmt das Pferd mehr Fett auf, als es verdauen kann, stört das die Darmflora. Infolge erscheint der Kot nicht mehr als schöne Pferdeäpfel, sondern wird formlos und weich. Bevor das passiert, verweigern die meisten Pferde jedoch längst die Aufnahme von ölhaltigem Futter. Anders als wir Menschen empfinden Pferde Fett nämlich in der Regel nicht als leckeren Geschmacksträger. 

Insbesondere für sehr temperamentvolle Pferde oder Pferde mit Stoffwechselerkrankungen (z.B. Cushing Syndrom oder PSSM) eignen sich getreidefreie Futter auf Fett-Faser-Basis sehr gut, um einen erhöhten Energiebedarf zu decken, ohne den Blutzuckerspiegel negativ zu beeinflussen.

Auch für Pferde mit Magenproblemen bietet Öl Vorteile: Zum einen lässt sich durch den hohen Energiegehalt Getreide einsparen, zum anderen wirkt sich der antibakterielle Effekt des Öls günstig aus. Denn im oberen Magenbereich des Pferdes leben Mikroorganismen, die aus leicht fermentierbaren Kohlenhydraten Säuren bilden. Öl hemmt deren Aktivität und dämmt die Säurefreisetzung auf diese Weise ein.

Eiweiße: Energieträger mit Tücken

Auch Eiweiß gehört zu den Energieträgern. Hier verhält es sich mit der Nutzung als Energiequelle im Körper allerdings etwas anders als bei Rohfaser, Kohlenhydraten und Fett: Da jedes Körpergewebe zu einem großen Teil aus Eiweißen besteht und sich auch alle körpereigenen Enzyme aus Eiweißbausteinen (Aminosäuren) zusammensetzen, dient das Futtereiweiß in erster Linie dem Aufbau und der Erneuerung von Geweben und Enzymen. Erst wenn der Bedarf an Eiweißbausteinen gedeckt ist, zieht der Körper Eiweiße aus dem Futter auch zur Energiegewinnung heran. 

Im Stoffwechsel ist die Nutzung von Eiweiß als Energiequelle dann verhältnismäßig umständlich: Die Aminosäuren, die als Energieträger dienen können, muss der Körper erst zerlegen. Dabei entsteht giftiges Ammoniak, das die Leber in weiteren Stoffwechselschritten in ungiftigen Harnstoff überführen muss. Diesen wiederum scheiden die Nieren über den Harn aus. 
Pferde vertragen eine Überversorgung mit Eiweiß um das Zwei- bis Dreifache ihres Bedarfs problemlos – gerade bei Sportpferden mit hohem Energiebedarf lässt sich eine gewissen Eiweißüberversorgung ohnehin nicht vermeiden, da sie viel Futter benötigen und dieses immer einen gewissen Eiweißanteil aufweist. Da die Energiegewinnung aus den Aminosäuren jedoch sehr aufwändig ist und man bis heute nicht genau weiß, ob die Mehrbelastung von Leber und Nieren auf Dauer problematisch sind, sind Futter mit sehr hohem Eiweißanteil nicht die ideale Energiequelle für Pferde. Gerade im Wachstum, während des Muskelaufbaus und während der Milchbildung benötigt der Körper allerdings vermehrt Aminosäuren, um Gewebe aufzubauen – dann sind eiweißreiche Futter wie Luzerne, Leinkuchen oder Bierhefe wertvolle Ergänzungen. Mehr Informationen zum Thema finden sich in unserem Artikel Eiweiß in der Pferdefütterung. 


Energieüberschuss und Energiedefizit: Zu viel macht dick, zu wenig macht mager

Um sein Gewicht zu halten, muss das Pferd jeden Tag ungefähr so viel Energie aufnehmen, wie es auch verbraucht. Natürlich kann es einmal einen Tag etwas mehr und einen etwa weniger sein, über einen längeren Zeitraum müssen sich Aufnahme und Verbrauch jedoch die Waage halten. 

Nimmt das Pferd mehr Energie auf, als es durch seine Stoffwechselprozesse, Wärmeverluste oder körperliche Arbeit verbraucht, lagert es die überschüssige Energie in Form von Depotfett im Körper ein. Diese Polster sind evolutionär betrachtet wichtige Reserven für schlechte Zeiten. Betrachtet man den Jahresverlauf im Leben eines Wildpferdes, hat es während der Sommermonate Nahrung im Überfluss. Im Winter hingegen ist der Bewuchs nur noch karg und wenig nahrhaft: Nun kann es von den in der warmen Jahreszeit angefressenen Polstern zehren, bis im Frühjahr wieder ausreichend Nahrung zur Verfügung steht. 

Unsere heutigen Hauspferde müssen auch im Winter keinen Hunger leiden, nehmen aber gerade im Sommer auf der Weide aber häufig viel mehr Energie auf, als sie täglich benötigen. Leichtfuttrige Rassen (z.B. Haflinger, Fjordpferde, Tinker, aber auch iberische Pferde, Berber und Araber) haben züchterisch bedingt sogar einen so niedrigen Energiebedarf, dass sie alleine mit einer zu reichlichen Heufütterung starkes Übergewicht entwickeln können. Damit das nicht passiert, ist es unbedingt notwendig, die Heuaufnahme soweit zu reduzieren, dass kein Energieüberschuss entsteht (meist entspricht das ca. 1,5 kg Heu / 100 kg Idealgewicht).

 Ist ein Pferd bereits zu dick, muss man meist nicht nur die Energieaufnahme streng reduzieren, sondern zusätzlich für ausreichend Bewegung sorgen. Denn Muskelarbeit verbrennt zusätzlich Energie. Entsteht durch diese Maßnahmen ein Energiedefizit, geht der Körper an seine eigenen Reserven: Kurzfristig (z.B. während des Trainings) baut er Glykogen, die Speicherform der Kohlenhydrate, aus Leber und Muskel ab. Bei einem langfristigen Energiemangel nutzt er auch vermehrt Depotfett und Muskeleiweiß als Energiequellen. Damit während einer Diät nicht zu viel Muskelmasse verloren geht, darf in der Fütterung nur ein Energiedefizit, nicht aber ein Eiweißdefizit entstehen. Denn Muskulatur verbrennt auch im Ruhezustand Energie und erleichtert so die Gewichtsreduktion. 

Schlanke Pferde sollten nicht in ein Energiedefizit geraten, denn dadurch magern sie auf Dauer ab. Steigert man das Arbeitspensum eines Pferdes mit idealer Figur, muss man dementsprechend Futter zulegen. Reicht Heu alleine nicht mehr aus, damit das Pferd sein Gewicht hält, kann man Kraftfutter ergänzen. Je nach individuellen Bedürfnissen kann dieses auf der Basis von Fasern, Kohlenhydraten und Fetten mehr Energie in den täglichen Futterplan bringen. Gerne beraten wir Pferdebesitzer auch bei der Auswahl der für ihr Pferd individuell passenden Kraftfutterration. 

Individuell abgestimmte Energiequellen aus unserem AGROBS-Sortiment:
  •  Haferwiese Sportmüsli: Pferdegerechte Fasern verlängern die Fresszeit und ernähren die Darmflora, während der moderate Stärkegehalt aus Hafer und wertvolle Fette aus Ölsaaten dem Pferd hochverfügbare Energie bereitstellen. Hochwertige Eiweiße unterstützen den Aufbau einer leistungsfähigen Muskulatur.
  • AlpenGrün Müsli, AlpenGrün Mash und AlpenGrün Pellet: Unsere komplett getreidefreie Kraftfutterlinie eignet sich für alle Pferde, die Stärke nicht gut vertragen. Hochwertige Trockengrünfasern und fetthaltige Ölsaaten spenden kontinuierlich Energie, ohne den Blutzuckerspiegel oder das Temperament zu verändern. 
  • Maiscobs: Viel Energie bei unschlagbar wenig Eiweiß und moderatem Stärkegehalt. Viel Rohfaser für eine intakte Darmflora. 
  • Omega3 pur: Neben einer sehr hohen Energiedichte punktet unser Öl mit einem hohen Anteil an wertvollen Omega-3-Fettsäuren und natürlichem Vitamin E. Komplett frei von Stärke und Zucker eignet es sich für alle Pferde, die eine Extraportion Energie gut gebrauchen können. 
Celina Hofmann, Tierärztin
Oktober 2020, © AGROBS GmbH


Quellen:
-    Coenen, M.; Vervuert I.: Pferdefütterung. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, 2020 
-    v. Engelhardt, W., Breves, G., Diner, M., Gäbel G.: Physiologie der Haussäugetiere. Enke Verlag, Stuttgart, 2015
-    Gesellschaft für Ernährungsphysiologie. Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung von Pferden. DLG Verlag, 2014
-    Kamphues, J.; Coenen, M.; Eider, K.; Iben, C.; Kienzle E.; Liesegang, A.; Männer, K.; Wolf, P.; Zebeli, Q.; Zentek, J.: Supplemente zur Tierernährung: für Studium und Praxis. Schlütersche, 2014